Auslandshunde

H.G. Reutlinger Dipl. Therapeutin

Verhaltenstherapie für Tiere

45739 Oer-Erkenschwick Krikedillweg 29

Termine nach telefonischer Vereinbarung 02368 / 96 13 85

Die Aufnahme eines Hundes aus einem südlichen oder einem osteuropäischen Land stellt an den neuen Hundebesitzer ähnliche Anforderungen wie bei der Aufnahme eines Welpen.

In vielen Bereichen sind die Anforderungen an den Hundebesitzer noch größer, da die Aufnahmefähigkeit eines Welpen mit ausreichender Sozialisierung in Verbindung mit dem Muttertier und der Wurfgeschwister größer ist als bei einem Tier, dass aus einer fremden Kultur ohne Sozialisierung und ausreichenden positiven Kontakt zu Menschen aufgewachsen ist.

Erster wichtiger Schritt ist der Besuch beim Tierarzt zwecks gründlicher Untersuchung und Feststellung, ob der Hund organisch gesund ist. Hier erhält der Hundebesitzer Informationen über wichtige Impfungen und nötige Wurmkuren.

Der zweite Punkt ist die Ernährung sowie die Zahnpflege des Hundes.

Bei der Ernährung ist darauf zu achten, dass Hunde aus anderen Regionen mit unserem hochwertigen Futter am Anfang häufig nicht zu recht kommen. Sie sollten daher langsam an die Futterumstellung herangeführt werden. Durchfall in den ersten Tagen ist nicht unbedingt ein Zeichen von Krankheit oder Wurmbefall, sondern kann durchaus auch auf die Ernährungsumstellung zurückzuführen sein.

Zur problemlosen Umstellung bietet sich die Beifütterung mit Reis, Nudeln oder gekochten Kartoffeln an.

Die Mahlzeiten des Hundes sollten in den ersten Wochen aus vier Mahlzeiten pro Tag bestehen. Einerseits sind vier Mahlzeiten pro Tag besser für den Hund verdaulich, andererseits signalisiert es durch die Stetigkeit der Fütterung, dass der Hund die bisherige Angst, nicht ausreichend gefüttert zu werden, verlieren darf. Zwischen dem Hund und dem Besitzer wird durch die regelmäßigen Fütterungen ein besonderes Vertrauensverhältnis aufgebaut.

Ungefähr nach 4-6 Wochen können die Mahlzeiten auf drei Mahlzeiten pro Tag (morgens, mittags und abends) reduziert werden. Die veraltete Ansicht,

ein Hund sollte nur einmal pro Tag gefüttert werden, ist durch wissenschaftliche Untersuchungen vollständig widerlegt worden. Die drei Mahlzeiten pro Tag sollten – soweit es aus Zeitgründen möglich ist – prinzipiell eingehalten werden.

Das Futter sollte zu gleichmäßigen Anteilen aus Trocken- und Feuchtfutter bestehen und zwischendurch durch abgekochtes Fleisch, Fleischbrühe und Gemüse (keine Hülsenfrüchte), Kartoffeln, Reis und Nudeln ergänzt werden.

Für die Zahnpflege bieten sich Kauartikel an. Hier sollte man darauf achten, dass es sich um reine Naturprodukte ohne Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker und Farbstoffe handelt. Empfehlenswert sind Schweineohren, Ochsenziemer und getrockneter Pansen. Alle Kauartikel sind im Zoofachhandel erhältlich.

Die Sozialisierung mit anderen Hunden ist ein wichtiger Teil in der Entwicklung eines Hundes. Bei Hunden aus dem Süden sollte in den ersten Wochen jedoch vermieden werden, Hundeschulen, Welpenstunden etc. aufzusuchen. Viele dieser Hunde sind durch den „Kulturschock“ noch nicht in der Lage, diese Sozialkontakte ohne Probleme zu meistern.

Der neue Hundebesitzer muss seinen Hund mit allem ihm Unbekannten –- und dass ist bei einem Hund aus einer anderen Kultur alles! – innerhalb seines sozialen Umfeldes und der restlichen Umwelt bekannt machen.

Es ist von größter Bedeutung, in welcher Art und Weise der Hund mit den verschiedenen Umwelteinflüssen und Orten, Menschen und Tieren Bekanntschaft macht, damit der Hund keine Schäden davon trägt.

Der Hund darf während dieser Zeit keine Erfahrungen machen, die bei ihm eine Angstreaktion auslösen. Der Besitzer muss in der Lage sein, sämtliche Begegnungen stressfrei und ruhig mit dem Hund durchzuführen und sich die Zeit zunehmen, diese Sozialisierung auf das Verhalten seines Hundes individuell abzustimmen.

Ein Hund wird nicht als „Angstbeißer“ geboren, er wird von seinem Umfeld dazu gemacht. Nur das Verhalten der neuen Besitzer ist ausschlaggebend hierfür.

Sollte der Hund z.B. in einer bestimmten Situation fliehen wollen oder er erstarrt vor Angst, sollte diese Situation sofort abgebrochen werden.

Hundebesitzer neigen dazu, den Hund bei Angstreaktionen beruhigen oder trösten zu wollen, ihn z.B. auf den Arm zu nehmen. Dieses kann jedoch vom Hund als Bestätigung seiner Angst gesehen werden. Aus diesem Grunde sollte – wie zuvor erwähnt – bei einer Angstreaktion die Situation durch den Besitzer ruhig und gelassen beendet werden. Sinnvoll ist, die Aufmerksamkeit des Hundes mit Hilfe von Futter oder Spiel abzulenken und selbst gelassen zu erscheinen, damit der Hund dadurch lernt, dass neue Erfahrungen etwas Schönes sind.

Ganz wichtig ist, den Hund Spielzeug zur Verfügung zu stellen. Dieses Spielzeug gehört ausschließlich dem Hund, was nicht heißen soll, dass der Besitzer nicht gemeinsam mit dem Hund mit diesem Spielzeug spielen sollte.

Dem Hund sollte jedoch gestattet werden, sein Spielzeug z.B. kaputt zumachen (Stoffteddy auseinander nehmen).  Der Hund lernt hierdurch, dass es bestimmte Sachen gibt, die er benutzen darf und bestimmte Dinge, die nicht ihm gehören.

Bevor nicht ein absolutes Vertrauensverhältnis zwischen Hund und Besitzer hergestellt ist, sollte der Hund aus Sicherheitsgründen – außer im abgezäunten Gartenbereich – nicht von der Leine gelassen werden.

Die langsame erfolgreiche Sozialisierung und Erziehung hat sowohl für den Hund als auch für den Besitzer Vorteile, da sich ein absoluter Familienhund entwickeln soll. Ein gut sozialisierter Hund weist später keine Verhaltensprobleme auf und wird vom gesamten Umfeld positiv aufgenommen. Hierzu ist es wichtig, den Hund in das gesamte Lebensumfeld langsam – Schritt für Schritt – einzubeziehen. Lernt ein Hund nicht behutsam, mit unbekannten Dingen umzugehen, kann hierdurch seine Lebensqualität und die seiner Besitzer erheblich eingeschränkt werden.

 

Ein augenscheinlich ängstlicher Hund ist nicht nur ängstlich, sondern extrem vorsichtig.  Nur diese Vorsichtigkeit hat ihm bisher das Leben gerettet!

H.G. Reutlinger Dipl. Therapeutin

Verhaltenstherapie für Tiere